Events | 01. Jul. 2013

Nachlese zu IMC 2013

Sektion 112 "Medieval Letters and Letter-Collections, 1000-1500: A Pleasurable Reading?!" des International Medieval Congress 1. Juli 2013, Leeds, UK

Der International Medieval Congress in Leeds ist der größte internationale wissenschaftliche Kongress zur mittelalterlichen Forschung in Europa. Jedes Jahr nehmen weit über 1500 Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Nationen und Disziplinen teil und stellen in mehreren hundert Sektionen die Ergebnisse ihrer Forschung vor. Zum ersten Mal war dieses Jahr eine von den Monumenta Germaniae Historica in München organisierte Sektion dabei. Unter dem Titel "Letters and Letter-Collections, 1000-1500: A Pleasurable Reading?!" (session 112) stellten eine Mitarbeiterin und zwei Mitarbeiter ihre Arbeit vor. Christian Lohmer eröffnete die Sektion mit seinem Vortrag, in dem er Briefe in der Weltchronik des Frutolf von Michelsberg (gest. 1103) analysierte. An drei Beispielen zeigte er Frutolfs Umgang mit Briefen und das Spannungsverhältnis von Unterhaltung, historischer Erzählung und "oral history" in der Chronik des benediktinischen Mönchs. Roland Zingg leitete seinen Vortrag mit einer anthropologischen Konstante ein: Die Sensationsgier des Menschen erstrecke sich meist auf das Außergewöhnliche, von der Norm Abweichende, auch Pikante oder Anrüchige. Er zeigte exemplarisch an Einzelfällen in den Briefsammlungen der Erzbischöfe von Canterbury des 11. und 12. Jahrhunderts, dass vor allem Streitfälle und Ermahnungen heute noch besonderes Interesse erwecken, ganz im Gegensatz zu den seitenlangen, eher monotonen Freundschaftsbekundungen, die ebenso zu finden sind. Karoline Döring gab anschließend einen Werkstattbericht über ihre Arbeit an den sogenannten Sultansbriefen. Diese populären Brieffiktionen kursierten zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert in sechs Versionen sowohl in der Volkssprache als auch in Latein. Dabei handelte es sich um Briefe, die angeblich von einem Sultan an einen Papst oder andere christliche Herrscher verfasst worden sind. Der Vortrag zeigte verschiedene Überlieferungs- und Rezeptionskontexte der Sultansbriefe und beleuchtete die Rolle der neuen Drucktechnik. Die Moderation hatte Evina Steinová (Utrecht). Die Sektion war mit ca. 30 Besuchern äußerst gut besucht, was auch zur sehr lebendigen Diskussion der Vorträge beitrug.

  


Sektion 112: Letters and Letter-Collections, 1000-1500: A Pleasurable Reading?!


Dr. Christian Lohmer, Letters in Frutolf's Chronicle: Entertainment, Information, Authenticity


Dr. Roland Zingg, Unpleasant Affairs That Please Us: Admonition and Rebuke in the Letter-Collections of the Archbishops of Canterbury, 11th and 12th Centuries


Dr. Karoline Döring, Beautiful Daughters and Rich Tournaments: Pleasures of the East in Correspondences between Ottoman Sultans and Christian Princes, 14th and 15th Centuries


(KD)