Veranstaltungen | 26. Mär. 2024

Jenseits von Regino: Die „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“ und das Kirchenrecht

Vortragsabend im Institut der MGH / Ludwigstr. 16 / 80539 München (mit Stream über Zoom)
Montag, 6.5.2024, 18 Uhr


Mit dem Sendhandbuch Reginos von Prüm, herausgegeben und übersetzt von Wilfried Hartmann, wurde Ende 2023 die neue MGH-Reihe Collectiones canonum, mittelalterliche Kanonessammlungen, eröffnet. Anlässlich dieser Neuerscheinung gehen Roman Deutinger und der Herausgeber der Frage nach der Gewichtung kanonistischer Werke in der Mediävistik nach.


Das Online-Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“ verzeichnet neben erzählenden Quellen auch rund einhundert kanonistische Werke. Roman Deutinger eruiert in seinem Vortrag, wie und warum diese Texte ins Repertorium geraten sind, was man von der Datenbank erwarten kann (und was nicht), wie sich das Online-Angebot als Recherche-Instrument nutzen lässt und welche Perspektiven sich für die künftige Forschung daraus ergeben.


Wilfried Hartmann stellt seine Edition einer der wichtigsten Kirchenrechtssammlungen des Mittelalters vor. Regino von Prüm hatte diese Sammlung zur Unterstützung der Bischöfe bei ihren Visitationsreisen und der Durchführung der Sendgerichtsbarkeit konzipiert. Dafür hatte er Rechtssätze aus Konzilien, Bußbüchern und Kapitularien der Karolingerzeit sowie Auszüge aus Papstbriefen, aus den alten Konzilien und den Schriften der Kirchenväter zusammengestellt. Neben Fragenkatalogen und Beschreibungen von Delikten enthält das Sendhandbuch genaue Anweisungen über die zu verhängenden Bußen, was es zu einer einzigartigen Quelle für das Kleriker- und Alltagsleben in spät-karolingischer Zeit macht.


Roman Deutinger studierte Geschichte, Latein und Musikwissenschaft an den Universitäten Regensburg, Tübingen und Uppsala. 1999 wurde er mit einer Dissertation über Rahewin von Freising promoviert, die Habilitation folgte 2004. Seit 1999 ist Deutinger wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“ an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. In seinen Forschungen beschäftigt er sich hauptsächlich mit der Geschichtsschreibung und der Rechtsgeschichte des Mittelalters, mit gelegentlichen Ausflügen in die Kanonistik.


Wilfried Hartmann lehrte bis zu seiner Pensionierung 2007 mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften, zuletzt an der Universität Tübingen. 1971 bis 1989 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Monumenta Germaniae Historica, für die er den Liber contra Wolfelmum des Manegold von Lautenbach, in der Reihe der Concilia die Bände 3,4, und 5 (843–859, 860–874, 875–911) und 2023 das Sendhandbuch Reginos von Prüm edierte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte der Karolingerzeit, der Bildungsgeschichte des 11. und 12. Jahrhunderts und der Geschichte des kirchlichen und weltlichen Rechts.


Um Ihre Anmeldung wird gebeten per E-Mail an annette.marquard-mois@mgh.de
Bitte geben Sie an, ob Sie in Präsenz oder online teilnehmen. Die Zoom-Zugangsdaten erhalten Sie einen Tag vor der Veranstaltung.