Seminarbibliothek der Redemptoristen in Hennef-Geistingen

Der Orden der Redemptoristen (CSSR) wurde 1732 durch Alfons von Liguori (1696-1787) gegründet. 1859 wurde die Niederdeutsche (heute: Kölner) Provinz gegründet. Zur Ausbildung ihres Priesternachwuchses eröffnete der Orden 1861 in Maria Hamicolt bei Dülmen/Westf. ein Seminar mit Hochschule, das nach einer durch den Kulturkampf bedingten Schließung (1872) im Jahr 1898 in Trier als Seminar und Hochschule wiedereröffnet wurde. 1902 zog die Hochschule in einen Neubau in der Gemeinde Geistingen im Siegtal (seit 1935 Ortsteil von Hennef) um. Hauptsächlich der ordenseigenen Priesterausbildung der Redemptoristen gewidmet, mußte dieser Lehrbetrieb mit der Schließung der seit 1982 auch staatlich anerkannten philosophisch/theologischen Hochschule im Jahre 1996 eingestellt werden. Bis Januar 2006 diente das Haus als Bildungs- und Exerzitienhaus und als Konferenzzentrum des Ordens. Anschließend wurde es aufgrund des Nachwuchsmangels verkauft und weltlicher Nutzung zugeführt. Nach Recherchen von Klaus Graf gingen die Handschriften und Inkunabeln an das Redemptoristen-Kloster Heiligenstadt, 12.000 neuere Titel (ab 1850) an die ordenseigene Academia Alfonsiana in Rom. Der Löwenanteil aber wurde von Dezember 2005 an über das Internet-Auktionshaus Ebay verkauft.

Die Bibliothek der Monumenta Germaniae Historica konnten bei dem Verkauf von Teilen der Bibiothek 2006 an die 200 Bände mit Bezug zum Mittelalter erwerben. Es handelt sich um patristische und aszetische Editionen und Forschungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Drucke des 16.-18. Jahrhunderts mit Werken spätmittelalterlicher Autoren, die in keinen modernen Ausgaben vorliegen. Der älteste Titel ist die von Erasmus von Rotterdam veranstaltete Cyprian-Ausgabe (Basel: Froben 1521; MGH-Bibliothek VD-16 C 6508). Diese Bücher bereichern und erweitern nunmehr eine zeitgleich mit der alten Redemptoristenbibliothek herangewachsene Forschungsbibliothek um wichtige Quellen zur spätmittelalterlichen Geistesgeschichte, die erst durch die jüngere Forschung in das Blickfeld des Historikers getreten ist und darum in der Sammlung der MGH-Bibliothek nur schwach vertreten war.