Aktuelles | 24. Dez. 2017

Faksimilesammlung Bernhard: Das Evangeliar Heinrichs des Löwen

Für 32,5 Millionen D-Mark ersteigerte ein Konsortium deutscher Stiftungen und Bibliotheken am 6. Dezember 1983 in London das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Entstanden ist es nach 1180 im Auftrag Heinrichs des Löwen im Skriptorium der Abtei Helmarshausen in Nordhessen, die zu diesem Zeitpunkt  das ältere Zentrum  Corvey  überflügelt hatte. Heinrich widmete es der Stiftskirche St. Blasien in Braunschweig. Spätestens 1593 wurde es im Prager Veitsdom aufbewahrt, 1866 vom letzten Hannoveraner König Georg V. wieder nach Norddeutschland zurückgeholt, aber schon wenige Jahre nach Abdankung der Königsfamilie ins Exil nach Österreich verbracht. Seit 1933 galt es als verschollen.


Der Codex umfasst 226 Blätter mit 50 ganzseitigen Miniaturen mit ungewöhnlich präziser und kleinteiliger Ornamentik. Ihre Pracht verband sich mit dem Mythos um Heinrich dem Löwen und machte die Handschrift zu einem emotional aufgeladenen Symbol deutscher Geschichte. Nur so ist der für damalige Verhältnisse exorbitante Auktionspreis zu erklären, der seinerseits eine rege Publizistik auslöste, an der sich auch die MGH mit ihrem Präsidenten Horst Fuhrmann beteiligten. Der Codex ist heute digital verfügbar, allerdings ist dabei die innere Bezogenheit der Doppelseiten nicht sichtbar und damit die performative Gestaltung verloren. Beides ist im Faksimile begreifbar. Es wurde zum Subskriptionspreis von 28.000 DM und einem späteren Ladenpreis von 32.000 DM herausgebracht; der heutige Antiquariatspreis liegt immer noch bei ca. 6.000 Euro.


Evangeliarium Heinrici Leonis : autorisiertes vollständiges Faksimile des Codex Guelf. 105 noviss. 2 der Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel und zugleich Clm 30055 der Bayerischen Staatsbibliothek, München.
Frankfurt am Main: Insel-Verlag, 1988


Die MGH wünschen  ein frohes Weihnachtsfest und ein friedvolles Neues Jahr!